Den Anfang der neuen Reihe Objekt des Monats macht der Klassenzählrahmen von Heinrich Knup (1871 – 1952) mit 220 Kugeln für Zahlbegriffe bis 220. Für den langjährigen Lehrer in Romanshorn waren Selbsttätigkeit und Lernen mit allen Sinnen für die Kinder wichtig – genau wie im heutigen Mathematikunterricht. Seine Erfindungen sind getragen vom reformpädagogischen Geist seiner Zeit. «Zu betätigen sind Auge, Ohr und Hand des Schülers», schreibt der Erfinder in der Anleitung zu seinem Zählrahmen. Im Thurgau bauen die Rechenbüchlein von 1956 auf Knups Rechenmethode auf. Der 220er-Zählrahmen mit 22 senkrechten Stäben ist Knups erste Erfindung. Rechts stehen die Kugeln für die Einer, links anschliessend für die Zehner und ganz links die Hunderter. Die Gliederung veranschaulicht so den Hunderterübergang. Zahlen werden nicht nur dargestellt, mit dem Rechenrahmen wird auch addiert und subtrahiert. Spezielle Klammern halten die Rechenschritte fest. Ein Klicken der Kugeln begleitet den Zählvorgang. «So geht Rechnen!». Das Schulmuseum hat zu den Rechenapparaten von Knup eine kleine Schrift verfasst, die im Shop erhältlich ist.
Wer kommuniziert wie im Klassenzimmer? Wie war das früher und wie ist es heute? Die Ausstellung thematisiert Lärm und Stille im Unterricht und regt die Schülerinnen und Schüler (und Erwachsene) dazu an, sich mit Formen der demokratischen Teilhabe im Unterricht auseinanderzusetzen. Im spielerischen Umgang mit Vermittlungselementen gewinnen die Besucherinnen und Besucher neues Wissen über ihren individuellen Kommunikationsstil und ihre Rolle in Gruppen. Drei inszenierte Themeninseln und -räume bilden den Kern der Ausstellung.
20 Jahre Schulmuseum – 20 Meilensteine einer Erfolgsgeschichte. Im Zentrum steht eine Pisébaustelle zur Stampflehmtechnik von 1846.
Ergänzt wird die Ausstellung durch das alte Schulzimmer im ersten Obergeschoss. Die bespielbare Dauerausstellung macht Schulgeschichte erlebbar. Es vermittelt originalgetreu die Stimmung aus den 1920er-Jahren. Hier laden Thurgauer Lesebücher ab 1910 zum Verweilen ein. Vor allem für Gruppen sind in diesem Raum museumspädagogische Aktionen geplant. Das Motto lautet hier: Die Schulbank nostalgisch drücken und alte Hilfsmittel wieder entdecken. Setzkästen, Schreibfedern, Fibeln, Schiefertafeln oder Rechenschieber beispielsweise kommen in diesem Aktionsraum zum Einsatz.
1833 | Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Kanton Thurgau |
1833 | Gründung des Lehrerseminars Kreuzlingen |
1844 | Vereinigung der drei Schulgemeinden Mühlebach, Biessenhofen und Schocherswil |
1845 | Beginn des Schulhausbaus in Mühlebach |
1846 | Beginn des Schulbetriebs in Mühlebach |
1853 | Mädchenarbeitschulen werden im Kanton Thurgau obligatorisch |
1853 | Witwe Keller aus Schocherswil vermacht der Schule 100 Franken zur Errichtung eines Nähschulfonds |
1862 | Gründung der Sekundarschule Amriswil |
1871 | Die letzten konfessionell getrennten Schulen im Kanton Thurgau werden vereinigt |
1875 | Turnen wird im Kanton Thurgau obligatorisch |
1882 | Beim Schulhaus wird erstmals ein Turnplatz im Freien eingerichtet |
1899 | Im Schulhaus wird die erste Wasserleitung verlegt |
1904 | Im Lehrerseminar Kreuzlingen werden erstmals vier Mädchen aufgenommen |
1906 | Das staatliche Limit von 80 Schülern ist in Mühlebach in den letzten Jahren regelmässig überschritten worden. Die Thurgauer Regierung weist die Schulvorsteherschaft an, «ohne Verzug» eine dritte Abteilung einzurichten. |
1907 | Anbau der WCs |
1910 | Elektrifizierung des Schulhauses |
1911 | Mühlebach erhält ein zweites Schulhaus |
1917 | Erstmals unterrichtet in Mühlebach eine Frau, Fräulein H. Hahn |
1920 | Aline Brauchli wird Lehrerin an der Unterschule in Mühlebach |
1922 | Fabrikant Löw mietet das freistehende Schulzimmer für seine Angestellten und baut es auf eigene Kosten in eine 4-Zimmerwohnung um |
1927 | Ablösung von der deutschen Schrift mit der Lesefibel «Kinderheimat» von Otto Fröhlich |
1936 | Letzte grosse Renovation: Hausfassade, Fenster und Läden werden erneuert |
1942 | Wird die Schulgemeinde Mühlebach in die Schulgemeinde Amriswil integriert |
1972 | Bau der ersten Turnhalle in Mühlebach |
1988 | Nach 66 Jahren in der Lehrerwohnung zieht Aline Brauchli aus |
1989 | Letzter Schultag im alten Schulhaus Mühlebach |
1999 | Der bereits bewilligte Abbruch des Schulhauses Mühlebach wird abgewendet. Die Stiftung Schulmuseum Mühlebach wird gegründet |
2002 | Eröffnung des Schulmuseums |